Farbe entsteht im Kopf. An der „Farbentstehung“ bzw. an der Farbwahrnehmung sind die Bereiche Physik, Physiologie und Psychologie beteiligt. Wissenschaftlich werden Farben von der Naturwissenschaft Physik und den Neurowissenschaften
Biologie, Neurologie, Physiologie und Psychologie beschrieben.

Als physikalische Grundlagen sind Kenntnisse über elektromagnetische Strahlung (>>> Licht), das Zusammenspiel von Absorption und Reflektion sowie die additive und subtraktive Farbmischung bedeutsam.
In folgendem Dokument kannst du die physikalischen, physiologischen und psychologischen Faktoren im Prozess der Farbwahrnehmung nachlesen:
Quelle:
Krämer, Torsten (2013): Farbe. Wahrnehmung – Konzepte – Wirkung. Stuttgart: Ernst Klett Verlag GmbH, S. 18-25.
Die Gestaltungstheorie hat verschiedene Versuche unternommen, um Ordnungssysteme der Farben zu entwickeln. Bekannte Farbordnungssysteme sind der Farbkreis von Johannes Itten und die auf dem Farbkreis basierende Farbkugel von Philipp Otto Runge, welche auch die Abstufungen in Richtung Weiß und Schwarz beinhaltet.


Aus diesen Ordnungsversuchen Farbbeziehungen ableiten, die auf den Merkmalen der (Substanz-)Farbe beruhen, nämlich Farbton (Rot, Gelb, Orange, Rotorange, …), Farbhelligkeit (auch „Tonwert“: Aufhellung und Abdunkelung ) und Farbintensität (auch „Sättigung“: reine Farben = intensiv; gemischte Farben = weniger intensiv).

Zu den Farbbeziehungen zählt zum einen die Farbverwandtschaft, die genutzt wird, um Grundfarbigkeit, Stimmungen und Harmonie zu erzielen.



Zum anderen können Farben kontrastreich zueinander stehen und besondere bildnerische Ausdrucksmöglichkeiten entfalten. Diese Farbkontraste wurden u. a. von Johannes Itten beschrieben.

Farbe-an-sich-Kontrast:
mind. zwei reine, ungetrübte Farben (insb. die Grundfarben) werden nebeneinander platziert

Hell-Dunkel-Kontrast:
Gegenüberstellung heller und dunkler Farben

Kalt-Warm-Kontrast:
warme Farben (Rot, Orange, Gelb) liegen neben kalten Farben (Blau, Grün) >>> beruht auf subjektiven Empfindungen: kalte Farben werden oft mit Kälte, Ferne und Ruhe assoziiert, warme Farben werden oft mit Wärme, Nähe und Lebendigkeit verbunden)

Komplementärkontrast:
Farben, die sich im Farbkreis gegenüberliegen und zusammengemischt ein neutrales Grau ergeben >>> Werden diese Farben nebeneinanderplatziert, verstärken sie sich gegenseitig in ihrer Leuchtkraft.


Simultankontrast: nebeneinanderliegende Farbflächen beeinflussen sich wechselseitig in ihrer Wirkung (physiologischer Korrekturvorgang des Sehorgans) >>> Zum Beispiel bildet sich im Gehirn gleichzeitig (= simultan) die Gegenfarbe als Farbempfindung und überflutet eine real gegebene, benachbarte Farbfläche, die sich dadurch scheinbar verändert.

Eine Farbfläche wirkt auf weißem Grund dunkler und kleiner, auf schwarzem Grund hingegen heller und größer.

Qualitätskontrast: Zusammensetzung leuchtender, gesättigter Farben und getrübter, stumpfer Farben

Quantitätskontrast:
Menge, also die zahlenmäßige Flächengröße, der verwendeten Farben >>> Farben mit hoher Eigenhelligkeit müssen in geringerem Mengenverhältnis zu Farben mit niedrigerer Eigenhelligkeit gesetzt werden, um eine harmonische Wirkung zu erzielen. Nach Goethe sollten sie in folgenden Mengenverhältnissen vorliegen:
Gelb : Violett = 1 : 3
Orange : Blau = 1 : 2
Rot : Grün = 1 : 1
Je nach Verwendung ergeben sich daraus die Farbigkeiten und deren Wirkungen, welche sich grundlegend zwischen monochrom (eine Basisfarbe, mit der alle weiteren gemischt werden), chromatisch (Sättigungsstufen einer Farbe) und koloristisch (plakativ-bunt) bewegen.
Quelle:
Krämer, Torsten (2013): Farbe. Wahrnehmung – Konzepte – Wirkung. Stuttgart: Ernst Klett Verlag GmbH, S. 32-37.

























