Autor: Karl Laurinat

  • Farbtheorie

    Farbtheorie

    Farbe entsteht im Kopf. An der „Farbentstehung“ bzw. an der Farbwahrnehmung sind die Bereiche Physik, Physiologie und Psychologie beteiligt. Wissenschaftlich werden Farben von der Naturwissenschaft Physik und den Neurowissenschaften
    Biologie, Neurologie, Physiologie und Psychologie beschrieben.

    © Ernst Klett Verlag GmbH, Stuttgart 2013. Alle Rechte vorbehalten.

    Als physikalische Grundlagen sind Kenntnisse über elektromagnetische Strahlung (>>> Licht), das Zusammenspiel von Absorption und Reflektion sowie die additive und subtraktive Farbmischung bedeutsam.
    In folgendem Dokument kannst du die physikalischen, physiologischen und psychologischen Faktoren im Prozess der Farbwahrnehmung nachlesen:

    Quelle:
    Krämer, Torsten (2013): Farbe. Wahrnehmung – Konzepte – Wirkung. Stuttgart: Ernst Klett Verlag GmbH, S. 18-25.

    Die Gestaltungstheorie hat verschiedene Versuche unternommen, um Ordnungssysteme der Farben zu entwickeln. Bekannte Farbordnungssysteme sind der Farbkreis von Johannes Itten und die auf dem Farbkreis basierende Farbkugel von Philipp Otto Runge, welche auch die Abstufungen in Richtung Weiß und Schwarz beinhaltet.

    Aus diesen Ordnungsversuchen Farbbeziehungen ableiten, die auf den Merkmalen der (Substanz-)Farbe beruhen, nämlich Farbton (Rot, Gelb, Orange, Rotorange, …), Farbhelligkeit (auch „Tonwert“: Aufhellung und Abdunkelung ) und Farbintensität (auch „Sättigung“: reine Farben = intensiv; gemischte Farben = weniger intensiv).

    Zu den Farbbeziehungen zählt zum einen die Farbverwandtschaft, die genutzt wird, um Grundfarbigkeit, Stimmungen und Harmonie zu erzielen.

    Farbverwandtschaft: Cyan, Ultramarinblau und Blauviolett, ergänzt durch Hellblau, Graublau und Dunkelblau mit allen Zwischentönen
    Erdfarben
    Dunkle Farben

    Zum anderen können Farben kontrastreich zueinander stehen und besondere bildnerische Ausdrucksmöglichkeiten entfalten. Diese Farbkontraste wurden u. a. von Johannes Itten beschrieben.

    Farbe-an-sich-Kontrast:
    mind. zwei reine, ungetrübte Farben (insb. die Grundfarben) werden nebeneinander platziert

    Hell-Dunkel-Kontrast:
    Gegenüberstellung heller und dunkler Farben

    Kalt-Warm-Kontrast:
    warme Farben (Rot, Orange, Gelb) liegen neben kalten Farben (Blau, Grün) >>> beruht auf subjektiven Empfindungen: kalte Farben werden oft mit Kälte, Ferne und Ruhe assoziiert, warme Farben werden oft mit Wärme, Nähe und Lebendigkeit verbunden)

    Komplementärkontrast:
    Farben, die sich im Farbkreis gegenüberliegen und zusammengemischt ein neutrales Grau ergeben >>> Werden diese Farben nebeneinanderplatziert, verstärken sie sich gegenseitig in ihrer Leuchtkraft.

    Einer Primärfarbe wird jeweils die gegenüberliegende Sekundärfarbe zugeordnet. Komplementärkontraste bilden entsprechend die Farben Gelb und Violett, Rot und Grün sowie Blau und Orange.

    Simultankontrast: nebeneinanderliegende Farbflächen beeinflussen sich wechselseitig in ihrer Wirkung (physiologischer Korrekturvorgang des Sehorgans) >>> Zum Beispiel bildet sich im Gehirn gleichzeitig (= simultan) die Gegenfarbe als Farbempfindung und überflutet eine real gegebene, benachbarte Farbfläche, die sich dadurch scheinbar verändert.

    Eine Farbfläche wirkt auf weißem Grund dunkler und kleiner, auf schwarzem Grund hingegen heller und größer.

    Qualitätskontrast: Zusammensetzung leuchtender, gesättigter Farben und getrübter, stumpfer Farben

    Quantitätskontrast:  
    Menge, also die zahlenmäßige Flächengröße, der verwendeten Farben >>> Farben mit hoher Eigenhelligkeit müssen in geringerem Mengenverhältnis zu Farben mit niedrigerer Eigenhelligkeit gesetzt werden, um eine harmonische Wirkung zu erzielen. Nach Goethe sollten sie in folgenden Mengenverhältnissen vorliegen:
    Gelb : Violett = 1 : 3
    Orange : Blau = 1 : 2
    Rot : Grün = 1 : 1

    Je nach Verwendung ergeben sich daraus die Farbigkeiten und deren Wirkungen, welche sich grundlegend zwischen monochrom (eine Basisfarbe, mit der alle weiteren gemischt werden), chromatisch (Sättigungsstufen einer Farbe) und koloristisch (plakativ-bunt) bewegen.

    Quelle:
    Krämer, Torsten (2013): Farbe. Wahrnehmung – Konzepte – Wirkung. Stuttgart: Ernst Klett Verlag GmbH, S. 32-37.

  • Geschützt: Druckgrafik

    Geschützt: Druckgrafik

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  • Funktionen der Zeichnung

    Quellen:
    Grünewald, Dietrich (2009) (Hrsg.): Kunst entdecken. Oberstufe. Berlin: Cornelsen Verlag, S. 32f.

  • Grafische Gestaltungsmittel

    Grafische Gestaltungsmittel

    Zeichnen ist die Kunst, Striche spazieren zu führen.

    Paul Klee

    In der zeichnerischen Gestaltung bilden Punkt, Linie und Fläche die grundlegenden Elemente. Materialien und Oberflächen können durch den gezielten Einsatz von Linien nachgeahmt werden – die sogenannte Struktur. Gefüge von Linien bilden eine Schraffur, die im differenzierten Einsatz einen Hell-Dunkel-Kontrast erzeugen können. Diese Mittel sind das „Vokabular“ der Grafik und ermöglichen es Künstlerinnen und Künstlern, komplexe Inhalte, Atmosphären und Strukturen visuell umzusetzen.

    Albrecht Dürer, Selbstbildnis mit Kissen (Ausschnitt), 1493.
    Feder/Rohrfeder, Tusche auf Papier, 28 x 20 cm. The Metropolitan Museum of Art, New York.

    Punkt

    Der Punkt markiert den Beginn jedes zeichnerischen Ausdrucks. Er entsteht durch den ersten Kontakt des Zeichengeräts mit der Fläche – oft als bewusster gestalterischer Akt. In der Kunst kann eine Vielzahl von Punkten ein Bild strukturieren (vgl. Pointillismus), Kontraste erzeugen oder rhythmische Effekte hervorrufen.

    Paul Signac, Das Esszimmer, 1886/87.
    Bleistift und Tinte auf Japanpapier, 22 x 26 cm. Robert Lehmann Collection, The Metropolitan Museum of Art, New York.

    Eine Linie ist ein Punkt, der spazieren geht.

    Paul Klee

    Linie

    Die Linie ist das zentrale Mittel der zeichnerischen Darstellung. Ihre Erscheinung ist vielfältig: Sie kann klar konturierend, rhythmisch, fließend oder suchend sein.

    Schon einfachste Linien rufen bei ihrer Betrachtung unterschiedliche Wirkungen hervor, die aus Stimmungen und Gefühlen und aus menschlichen Raumerfahrungen resultieren.

    In der Zeichnung können Linien …

    • Konturen definieren (Konturlinie),
    • innere Strukturen sichtbar machen (Binnenlinie),
    • Materialeigenschaften vermitteln (materialangebende Linie),
    • räumliche Tiefe und Volumen/Körperhaftigkeit erzeugen (formgebende Linie),
    • oder den zeichnerischen Denkprozess abbilden (suchende Linie).

    In der bewussten Reduktion auf wesentliche Linien zeigt sich oft eine besondere zeichnerische Stärke.

    Struktur

    Neben den meist klar gesetzten Kontur- und Binnenlinien gibt es die materialangebenden Linien.

    Da es Zeichnern nahezu unmöglich ist, jedes Details seines Bildgegenstandes abzubilden (z. B. jeden Grashalm einer Wiese, jedes Blatt eines Baumes, jeden Ziegel eines Daches), müssen sie eine grafische Übersetzung sowohl für gewachsene und für gebaute Strukturen als auch für die Beschaffenheit von Oberflächen (= Textur) finden.

    Meist werden Linien verdichtet, um die Textur zu charakterisieren. Für Zeichner ist es besonders herausfordernd, grafische Entsprechungen für die unterschiedlichen haptischen Qualitäten zu entwickeln.

    Eine Wiese könnte beispielsweise durch locker aus dem Handgelenk gesetzte Linienbündel dargestellt werden, Dachziegel hingegen durch einige strenge waagerechte und senkrechte Linien. Eine stachelige Oberfläche kann durch kurze und harte Linien wiedergegeben werden, eine flauschige Textur eher durch lange, weiche Linien.

    Schraffur

    Gefüge aus parallel und eng neben- bzw. übereinander gesetzten Linien werden als Schraffuren bezeichnet. Linien, die parallel verlaufen, bezeichnet man als Parallelschraffur“ Überlagern sich parallele Linienbündel, spricht man von der Kreuzschraffur.

    Schraffuren, die der Form des Gegenstandes folgen, können beispielsweise gekurvt oder gebogen sein (formbeschreibende Schraffur). Die Kritzelschraffur kennzeichnet eine unruhige, bewegte Linienführung. Häufig finden sich in einer Zeichnung unterschiedliche Schraffur-Arten.

    Schraffuren dienen der Modellierung von Lichtverhältnissen und Körperlichkeit. Je nach Dichte und Richtung der Linien entstehen unterschiedliche Graustufen, die zur plastischen Darstellung von Gegenständen und Figuren beitragen.

    Rembrandt van Rijn, Die drei Bäume, 1643.
    Radierung, Kupferstich und Kaltnadel, 21 x 28 cm. Städel Museum, Frankfurt/Main.

    Hell-Dunkel

    Durch die Verdichtung von Punkten, Linien, Strukturen und Strukturen kann der Kontrast zwischen Hell und Dunkel herausgearbeitet werden. Je größer der Hell-Dunkel-Kontrast, desto größer ist die Spannung im Bild und es entsteht „Dramatik“. Man spricht auch vom „Geheimnis des Hell Dunkel“, weil die Wirkungen dieses grafischen Gestaltungsmittels so vielfältig sein können.

    Der Kontrast besitzt zum einen eine Ausdruckswirkung, da Helles in der Regel mit positiven Gefühlen assoziiert wird (z. B. Freundlichkeit, Heiterkeit, Leichtigkeit) und Dunkles eher mit negativen Gefühlen (z. B. Ernst, Schwere, Trauer).

    Mittels des Kontrastes können Licht und Schatten dargestellt und entsprechend Körperlichkeit und Räumlichkeit erzeugt werden. Der Grad der Helligkeit und Dunkelheit kann im Zusammenspiel Formen im Bild klar begrenzen (größtmöglicher Kontrast: weiß vs. schwarz) oder unscharf/weich begrenzen (oft in feiner Abstufung von Grauwerten).

    Die Verteilung und Größe der hellen und dunklen Partien im Bild hat einen entscheidenden Einfluss auf die Bildkomposition, sodass der Kontrast maßgeblich die Blickführung beeinflusst. Beispielsweise kann durch einen starken Hell-Dunkel-Kontrast ein Konzentrationspunkt bzw. -feld geschaffen werden.

    Fläche

    Die Fläche ist ein monochromes (= einfarbiges) Bildelement innerhalb der Grafik. Sie kann als eigenständiges Formelement wirken und klar definiert sein oder aus verdichteten Linien entstehen. Insbesondere die Zeichenmedien Tusche, Kohle und Kreide eignen sich hervorragend, von der Linie in die Fläche überzugehen, da Linien sehr breit gesetzt werden können.

    Die Fläche strukturiert den Bildraum, schafft Hell-Dunkel-Kontraste und trägt wesentlich zur Komposition eines Bildes bei. In der Druckgrafik – etwa im Holzschnitt oder Siebdruck – nimmt sie oft eine dominante Rolle ein.

    Erich Heckel, Weiße Pferde, 1912.
    Farbholzschnitt, 27 x 30 cm. Städel Museum, Frankfurt/Main.

    Formulierungshilfen, die dir bei der Analyse des Bildgrafischen helfen, findest du hier:

    Quellen:
    Bickelhaupt, Thomas (2014): Grafik. Theorie – Praxis – Geschichte. Stuttgart: Ernst Klett Verlag.
    Duden-Abiturhilfen (1994). Mannheim, Leipzig, Wien, Zürich: Dudenverlag.
    https://kunstunterricht-ideen.de/

  • Bildspannung und -einheit

    Bildspannung und -einheit

    Unter Bildspannung und Bildeinheit verstehen wir den ästhetischen Gesamtzusammenhang aller Bildelemente.

    Bildspannung

    In der Gestaltung eines Bildes entsteht Spannung durch das Einbinden von Kontrasten, Verschiedenartigem oder Gegensätzlichem.

    Farbkontraste

    Groß-Kleinkontrast

    Kombination aus großen und kleinen Bildelementen
    >>> Lenken des Blickes, Suggerieren von räumlicher Tiefe

    Richtungskontrast

    Kombination unterschiedlich gerichteter Achsen (Vertikalen, Horizontalen, Diagonalen…)

    Formkontrast

    Kombination unterschiedlich ausgeprägter formaler Elemente (Punkte, Linien, Flächen) und Formen (rund, eckig, wellig, kantig, tektonisch, konstruiert, organisch)

    Hell-Dunkelkontrast

    Darstellen von Licht und Schatten  (z. B. durch Verdichtung von Linien oder unterschiedlichen Anpressdruck)
    >>> Suggerieren von Räumlichkeit

    Kontrast durch Andeutung und Ausformulierung

    Kombination aus feiner ausgearbeiteten Bildteilen und grafisch angedeuteten bzw. offenen Bildteilen

    Durch Monotones und die Reduktion von Kontrasten wirkt ein Bild spannungsarm.

    Caspar David Friedrich, Böhmische Landschaft mit dem Milleschauer, 1808.
    Öl auf Leinwand, 70 x 104 cm. Galerie Neue Meister, Albertinum, Dresden.

    Bildeinheit

    Durch Ähnliches, Gleiches und Wiederkehrendes wird in der Bildgestaltung Einheit erzeugt, beispielsweise durch ein wiederkehrendes Aufgreifen von…

    • bestimmten Formen,
    • grafischen Gestaltungsmitteln (Linien, Punkte, Flächen),
    • bestimmten Farbtönen,
    • Typographie,
    August Macke, Kinder mit Ziege, 1913.
    Öl auf Pappe, 24 x 34 cm.

    Quellen:
    Bickelhaupt, Thomas (2014): Grafik. Theorie – Praxis – Geschichte. Stuttgart: Ernst Klett Verlag.
    Duden-Abiturhilfen (1994). Mannheim, Leipzig, Wien, Zürich: Dudenverlag.