

Quellen:
Grünewald, Dietrich (2009) (Hrsg.): Kunst entdecken. Oberstufe. Berlin: Cornelsen Verlag, S. 32f.


Quellen:
Grünewald, Dietrich (2009) (Hrsg.): Kunst entdecken. Oberstufe. Berlin: Cornelsen Verlag, S. 32f.

Zeichnen ist die Kunst, Striche spazieren zu führen.
Paul Klee
In der zeichnerischen Gestaltung bilden Punkt, Linie und Fläche die grundlegenden Elemente. Materialien und Oberflächen können durch den gezielten Einsatz von Linien nachgeahmt werden – die sogenannte Struktur. Gefüge von Linien bilden eine Schraffur, die im differenzierten Einsatz einen Hell-Dunkel-Kontrast erzeugen können. Diese Mittel sind das „Vokabular“ der Grafik und ermöglichen es Künstlerinnen und Künstlern, komplexe Inhalte, Atmosphären und Strukturen visuell umzusetzen.

Der Punkt markiert den Beginn jedes zeichnerischen Ausdrucks. Er entsteht durch den ersten Kontakt des Zeichengeräts mit der Fläche – oft als bewusster gestalterischer Akt. In der Kunst kann eine Vielzahl von Punkten ein Bild strukturieren (vgl. Pointillismus), Kontraste erzeugen oder rhythmische Effekte hervorrufen.

Eine Linie ist ein Punkt, der spazieren geht.
Paul Klee
Die Linie ist das zentrale Mittel der zeichnerischen Darstellung. Ihre Erscheinung ist vielfältig: Sie kann klar konturierend, rhythmisch, fließend oder suchend sein.
Schon einfachste Linien rufen bei ihrer Betrachtung unterschiedliche Wirkungen hervor, die aus Stimmungen und Gefühlen und aus menschlichen Raumerfahrungen resultieren.

In der Zeichnung können Linien …

In der bewussten Reduktion auf wesentliche Linien zeigt sich oft eine besondere zeichnerische Stärke.
Neben den meist klar gesetzten Kontur- und Binnenlinien gibt es die materialangebenden Linien.
Da es Zeichnern nahezu unmöglich ist, jedes Details seines Bildgegenstandes abzubilden (z. B. jeden Grashalm einer Wiese, jedes Blatt eines Baumes, jeden Ziegel eines Daches), müssen sie eine grafische Übersetzung sowohl für gewachsene und für gebaute Strukturen als auch für die Beschaffenheit von Oberflächen (= Textur) finden.

Meist werden Linien verdichtet, um die Textur zu charakterisieren. Für Zeichner ist es besonders herausfordernd, grafische Entsprechungen für die unterschiedlichen haptischen Qualitäten zu entwickeln.

Eine Wiese könnte beispielsweise durch locker aus dem Handgelenk gesetzte Linienbündel dargestellt werden, Dachziegel hingegen durch einige strenge waagerechte und senkrechte Linien. Eine stachelige Oberfläche kann durch kurze und harte Linien wiedergegeben werden, eine flauschige Textur eher durch lange, weiche Linien.
Gefüge aus parallel und eng neben- bzw. übereinander gesetzten Linien werden als Schraffuren bezeichnet. Linien, die parallel verlaufen, bezeichnet man als Parallelschraffur“ Überlagern sich parallele Linienbündel, spricht man von der Kreuzschraffur.

Schraffuren, die der Form des Gegenstandes folgen, können beispielsweise gekurvt oder gebogen sein (formbeschreibende Schraffur). Die Kritzelschraffur kennzeichnet eine unruhige, bewegte Linienführung. Häufig finden sich in einer Zeichnung unterschiedliche Schraffur-Arten.
Schraffuren dienen der Modellierung von Lichtverhältnissen und Körperlichkeit. Je nach Dichte und Richtung der Linien entstehen unterschiedliche Graustufen, die zur plastischen Darstellung von Gegenständen und Figuren beitragen.


Rembrandt van Rijn, Die drei Bäume, 1643.
Radierung, Kupferstich und Kaltnadel, 21 x 28 cm. Städel Museum, Frankfurt/Main.
Durch die Verdichtung von Punkten, Linien, Strukturen und Strukturen kann der Kontrast zwischen Hell und Dunkel herausgearbeitet werden. Je größer der Hell-Dunkel-Kontrast, desto größer ist die Spannung im Bild und es entsteht „Dramatik“. Man spricht auch vom „Geheimnis des Hell Dunkel“, weil die Wirkungen dieses grafischen Gestaltungsmittels so vielfältig sein können.

Der Kontrast besitzt zum einen eine Ausdruckswirkung, da Helles in der Regel mit positiven Gefühlen assoziiert wird (z. B. Freundlichkeit, Heiterkeit, Leichtigkeit) und Dunkles eher mit negativen Gefühlen (z. B. Ernst, Schwere, Trauer).

Mittels des Kontrastes können Licht und Schatten dargestellt und entsprechend Körperlichkeit und Räumlichkeit erzeugt werden. Der Grad der Helligkeit und Dunkelheit kann im Zusammenspiel Formen im Bild klar begrenzen (größtmöglicher Kontrast: weiß vs. schwarz) oder unscharf/weich begrenzen (oft in feiner Abstufung von Grauwerten).
Die Verteilung und Größe der hellen und dunklen Partien im Bild hat einen entscheidenden Einfluss auf die Bildkomposition, sodass der Kontrast maßgeblich die Blickführung beeinflusst. Beispielsweise kann durch einen starken Hell-Dunkel-Kontrast ein Konzentrationspunkt bzw. -feld geschaffen werden.

Die Fläche ist ein monochromes (= einfarbiges) Bildelement innerhalb der Grafik. Sie kann als eigenständiges Formelement wirken und klar definiert sein oder aus verdichteten Linien entstehen. Insbesondere die Zeichenmedien Tusche, Kohle und Kreide eignen sich hervorragend, von der Linie in die Fläche überzugehen, da Linien sehr breit gesetzt werden können.
Die Fläche strukturiert den Bildraum, schafft Hell-Dunkel-Kontraste und trägt wesentlich zur Komposition eines Bildes bei. In der Druckgrafik – etwa im Holzschnitt oder Siebdruck – nimmt sie oft eine dominante Rolle ein.

Formulierungshilfen, die dir bei der Analyse des Bildgrafischen helfen, findest du hier:
Quellen:
Bickelhaupt, Thomas (2014): Grafik. Theorie – Praxis – Geschichte. Stuttgart: Ernst Klett Verlag.
Duden-Abiturhilfen (1994). Mannheim, Leipzig, Wien, Zürich: Dudenverlag.
https://kunstunterricht-ideen.de/

Unter Bildspannung und Bildeinheit verstehen wir den ästhetischen Gesamtzusammenhang aller Bildelemente.
In der Gestaltung eines Bildes entsteht Spannung durch das Einbinden von Kontrasten, Verschiedenartigem oder Gegensätzlichem.
Farbkontraste

Groß-Kleinkontrast

Kombination aus großen und kleinen Bildelementen
>>> Lenken des Blickes, Suggerieren von räumlicher Tiefe
Richtungskontrast
Kombination unterschiedlich gerichteter Achsen (Vertikalen, Horizontalen, Diagonalen…)
Formkontrast
Kombination unterschiedlich ausgeprägter formaler Elemente (Punkte, Linien, Flächen) und Formen (rund, eckig, wellig, kantig, tektonisch, konstruiert, organisch)

Hell-Dunkelkontrast

Darstellen von Licht und Schatten (z. B. durch Verdichtung von Linien oder unterschiedlichen Anpressdruck)
>>> Suggerieren von Räumlichkeit
Kontrast durch Andeutung und Ausformulierung
Kombination aus feiner ausgearbeiteten Bildteilen und grafisch angedeuteten bzw. offenen Bildteilen

Durch Monotones und die Reduktion von Kontrasten wirkt ein Bild spannungsarm.

Durch Ähnliches, Gleiches und Wiederkehrendes wird in der Bildgestaltung Einheit erzeugt, beispielsweise durch ein wiederkehrendes Aufgreifen von…

Quellen:
Bickelhaupt, Thomas (2014): Grafik. Theorie – Praxis – Geschichte. Stuttgart: Ernst Klett Verlag.
Duden-Abiturhilfen (1994). Mannheim, Leipzig, Wien, Zürich: Dudenverlag.

Unter Bildbewegung versteht man die im Bild erscheinende Bewegtheit der dargestellten Situation und der Bildelemente.
Grundlegend lassen sich als Gestaltungsprinzipien die Betonung der Bewegung und die Reduktion von Bewegung unterscheiden. Die Mittel, die diese Prinzipien verwirklichen, werden im Folgenden vorgestellt.

Sowohl in der inhaltlichen als auch auch formalen Gestaltung eines Bildes können verschiedene Mittel den Bewegungseindruck steigern:




Folgende Mittel reduzieren den Bewegungseindruck in einem Bild:





In der europäischen Kunst war die Entwicklung des illusionistischen Bildraums, also die Darstellung von Räumlichkeit auf der zweidimensionalen Bildfläche, zuerst für Künstler in der Antike und später in der Renaissance eine Herausforderung. In der Zwischen-
zeit, dem Mittelalter, spielte Räumlichkeit in der Darstellung kaum eine Rolle, im Gegenteil: Die Größe der Figuren z.B. richtete sich nicht nach den Prinzipien räumlicher Entfernung, sondern allein nach ihrem Rang. Je größer die Figur, desto bedeutender ihre Stellung („Bedeutungsperspektive“).
In diesem Beitrag geht es um die Gestaltung von Bildräumen – also darum, wie durch Formen, Farben und Anordnung in Bildern ein räumlicher Eindruck (bzw. ein flächiger Eindruck) entstehen kann. Du erfährst, mit welchen Mitteln Künstler Räumlichkeit und Körperlichkeit im Bild aufbauen können. So bekommst du ein besseres Verständnis dafür, wie Bilder wirken – und wie du selbst mit einfachen Mitteln Tiefe und Raum in deinen eigenen Arbeiten erzeugen kannst.
Grundlegend können zwei Gestaltungsprinzipien unterschieden werden: die Betonung des Raumes und die Betonung der Fläche. Bilder können gestalterische Mittel aufweisen, die beide Prinzipien verwirklichen. Jedoch kann eine Tendenz bestimmt werden.
„Wir müssen die dreidimensionale Welt der Gegenstände in die zweidimensionale Welt der Leinwand übertragen.“
Max Beckmann
Auf der Fläche kann durch den Einsatz bestimmter Gestaltungsmittel eine Raumillusion erzeugt werden. Der Bildraum beinhaltet die Gliederung des Formates in räumliche Bezüge (Vordergrund, Mittelgrund, Hintergrund) und die Entscheidungen über die Mittel der Körper- und Raumdarstellungen auf der Bildfläche.
Modulation von Licht und Schatten
Bildgegenstände plastisch hervorzuheben war schon in der Antike und dann wieder seit der Renaissance ein Anliegen vieler Künstler. Für Leonardo da Vinci war „die Rundung die Seele der Malerei“. Die Körperhaftigkeit wird in der Malerei durch Licht- und Schatten-Modulation erzeugt, d. h. die stufenweise Veränderung einer Farbe.
In der Grafik sind insbesondere die Mittel der Schraffur und der Hell-Dunkel-Kontrast bedeutsam. Durch die Darstellung von Eigen-/Körperschatten und Schlagschatten kann auf der Fläche die Illusion von Körperhaftigkeit erzeugt werden.


Neben der Körperillusion spielt die Raumdarstellung eine entscheidende Rolle.

Vor der Entdeckung der Perspektivkonstruktion nutzten Künstler einfache Mittel zur Raumdarstellung, die sie aus der Seherfahrung gewonnen hatten. Beispielsweise war der mittelalterliche Bildraum weitgehend flach, der Hintergrund wenig und meist golden ausgestaltet. Den Künstlern des Mittelalters ging es nicht um die perfekte Raumillusion, sondern um den geistig-religiösen Gehalt. So wurden einfache raumschaffende Mittel eingesetzt, um die Bildfläche räumlich erscheinen zu lassen.
Stephan Lochner, Madonna im Rosenhag, um 1450.
Mischtechnik auf Holz, 51 x 40 cm.
In der folgenden Übersicht sind einfache raumschaffende Mittel aufgelistet, die sich gut in van Goghs Gemälde und Zeichnung zeigen:

Die Fußpunkte der Objekte im Bild zeigen Folgendes: Die Boote, die im Bild weiter hinten liegen, haben eine höhere Position. Sie sind teilweise in regelmäßigem Abstand von vorn links nach hinten rechts positioniert (gestaffelt) und verdecken einander mitunter. Boote, die im Bild weiter hinten liegen, sind erheblich kleiner dargestellt.
Darüber hinaus wurden im Laufe der Jahrhunderte weitere raumschaffende Mittel entdeckt und entwickelt, um Räumlichkeit darzustellen. Bereits im Altertum wurden vereinzelt, so schon in pompejanischen Wandgemälden, die Gegenstände — besonders Architekturelemente — perspektivisch verkürzt darstellten, um Raumillusion zu erzielen, jedoch ohne dass die Linien konsequent auf einen Fluchtpunkt zuliefen. Hier wurde der Seheindruck
sehr exakt nachgeahmt.
Parallelprojektion („Parallelperspektive“)
Als konstruierbare Raumdarstellung hat sich aus der Antike, vor allem in römischen und byzantinischen Mosaiken, die „Parallelprojektion“ (landläufig: „Parallelperspektive“) erhalten. Sie kam im Konstruktivismus des frühen 20. Jahrhunderts zu neuer Geltung. Alle in Wirklichkeit parallel verlaufenden Linien eines Körper werden parallel wiedergegeben, was zu mathematisch-technischer Genauigkeit, nicht aber zu einer dem Sehsinn entsprechenden Darstellung führt.


Zentralperspektive

Um 1420 glückte Künstlern wie Brunelleschi und Alberti erstmals die Darstellungsform, die der Wahrnehmung des menschlichen Auges am nächsten kommt: die wissenschaftliche „Zentralperspektive“. In die Tiefe gehende Linien werden dabei zu „Fluchtlinien“, die sich im „Fluchtpunkt“ treffen. Dessen Höhe gibt die Horizontlinie und damit die Augenhöhe des Betrachters an. Liegt diese hoch, spricht man von „Vogelperspektive“, liegt sie tief, von „Froschperspektive“.
Elemente, die gleich groß sind (z. B. Kacheln, Fliesen), werden mittels „Distanzpunkt“ kontinuierlich verkleinert. Ein Kreis wird in der räumlichen Verkürzung zur Ellipse.

Während die Zentralperspektive eine Einfluchtpunktperspektive darstellt, bei der eine Seite parallel zur Zeichenebene verläuft („Frontalperspektive“), werden über Eck gesehene Körper in der Regel mittels Zweifluchtpunktperspektive wiedergegeben („Normalperspektive“ bzw. „Übereckperspektive“). Die Zweifluchtpunktperspektive vermag es Objekte realitätsnah abzubilden, die eine andere Lage im Raum haben und folglich in einem anderen Winkel zum Sehstrahl des Betrachters liegen.


Farb- und Luftperspektive
Parallel zur Konstruktion der Zentralperspektive erforschten Künstler auch die malerischen Mittel zur Schaffung von Raumillusion. Ihre Methoden waren empirisch begründet, da sie beobachtet haben, dass Landschaftsteile mit zunehmender Entfernung verblauen, die Farbtemperatur also abnimmt. Da wir warme Farben (Rot, Braun etc.) als näher empfinden, lässt sich durch die Anwendung der Farbperspektive („Verblauung“), d. h. den Übergang von warmen Farben in kühlere (Grün, Blaugrün, Blau) der Eindruck von Raumntiefe erzeugen.
Aufgrund von atmosphärischen Einflüssen werden Dinge in der Ferne auch undeutlicher, kontrastärmer und heller. Ein Meister dieser Luftperspektive war Leonardo da Vinci: Er hüllte die Hintergrundlandschaften in zarten Dunst. Für seine Malweise prägte er den Ausdruck „sfumato“ (ital.: rauchig).


Die Illusion von Räumlichkeit und Körperlichkeit in Bildern kann auch reduziert sein bzw. negiert werden.


Folgende Gestaltungsmittel bewirken einen flächigen Eindruck:

Quellen:
Grünewald, Dietrich (2009) (Hrsg.): Kunst entdecken. Oberstufe. Berlin: Cornelsen Verlag, S. 96f.
Klant/Walch (2002): Grundkurs Kunst 1. Malerei, Grafik, Fotografie. Hannover: Schroedel, S. 23ff.
Duden-Abiturhilfen (1994). Mannheim, Leipzig, Wien, Zürich: Dudenverl.
Schöttle, Herbert (1995): Workshop Kunst, Band 2. Paderborn: Schöningh.