Autor: Karl Laurinat

  • Geschützt: Renaissance

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  • Gotik (ca. 1250 – 1500)

    Gotik (ca. 1250 – 1500)

    Die Gotik entwickelte sich in einer Zeit, in der das gesellschaftliche Gefüge Westeuropas einen bedeutenden Wandel erlebte. Neben der Kirche bzw. den Klöstern und dem Adel entwickelte sich das wohlhabende Bürgertum zu einer wichtigen Trägerschaft der Kultur. Diese neuen gesellschaftlichen Kräfte, insbesondere wohlhabende Kaufmannsfamilien, gewannen durch ihren Einfluss und ihre finanziellen Mittel an Bedeutung und trugen maßgeblich zum Bau prächtiger Kirchen und öffentlicher Gebäude bei.

    Dom zu Meißen.

    In dieser Zeit veränderte sich auch das religiöse Denken und Fühlen der Menschen. Es wurde eine starke geistige Trennung zwischen dem Diesseits und dem Jenseits, zwischen Leben und Tod sowie zwischen Körper und Geist vorgenommen. Das irdische Leben wurde zunehmend als Vorbereitung auf das Nachleben betrachtet, was zu einer intensiven Sehnsucht nach dem mystischen Jenseits und dem Geheimnisvollen führte. Diese spirituelle Suche fand ihren Ausdruck in der gotischen Kunst und Architektur, die darauf abzielte, die Gläubigen in eine andere, himmlische Welt zu entführen.

    Dom zu Köln, begonnen 1248.

    Die gotischen Kathedralen wurden zu Symbolen dieser Sehnsucht. Ihre hohen, spitz zulaufenden Türme und die lichtdurchfluteten Innenräume schufen eine Atmosphäre, die die Menschen in eine paradiesische Welt versetzte. Die Bauweise dieser Kirchen, mit ihren großen Fenstern und kunstvollen Glasmalereien, verstärkte das Gefühl des Überirdischen und vermittelte den Gläubigen das Empfinden, dass sie dem Göttlichen näher waren.

    Außenfassade des Kölner Doms.

    So spiegelte die Gotik nicht nur die architektonischen Errungenschaften ihrer Zeit wider, sondern auch die tiefen spirituellen Bedürfnisse und den Wunsch nach einer Verbindung zur Transzendenz.

    Meister H.W. (Hans Witten), Trauernde Muttergottes aus der Jakobikirche, Chemnitz, um 1503.

    Ab etwa der Mitte des 13. Jahrhunderts wurden die Skulpturen immer naturalistischer. Figuren von Maria und dem Jesuskind scheinen sich von der Wand abzulösen, sie neigen sich zueinander und beugen sich zu den Menschen hinunter. Skulpturen, die die Natur darstellten, waren sehr beliebt, da die Natur in der christlichen Religion einen wichtigen Platz in der Schöpfung einnimmt. In der Spätgotik fangen die Künstler an, sich als individuelle Persönlichkeiten wahrzunehmen. Es entstehen die ersten Selbstporträts. Die Kunst wird immer naturgetreuer, anatomisch genauer und zeigt die Stofflichkeit der Figuren. Auch die Darstellung von Falten in den Gewändern wird immer differenzierter.

  • Romanik (ca. 1000-1250)

    Romanik (ca. 1000-1250)

    Die Romanik bezeichnet die Kunst und Kultur Westeuropas im Hochmittelalter. Der Begriff „Romanik“ wurde erst später geprägt und bedeutet wörtlich „nach Art der Römer“. Viele Stilelemente dieser Zeit, wie die Rundbögen, gehen auf die antike römische Architektur zurück. Auch griechische Einflüsse und Elemente aus der arabisch-muslimischen Kultur fanden ihren Weg in die romanische Kunst.

    Nikolaikirche Meißen, erste Hälfte des 12. Jh.

    Im Mittelalter war die katholische Kirche nahezu der alleinige Kulturträger. In einer Zeit, in der die Menschen an eine gottgegebene Weltordnung glaubten, war die Kirche nicht nur ein Ort des Glaubens, sondern auch ein Zentrum der Bildung und Kunst. Die Autorität der weltlichen Herrscher wurde zunehmend durch den religiösen Eifer der Kirche zurückgedrängt, was zu einem Machtkampf zwischen kirchlichen und weltlichen Institutionen führte. Diese Auseinandersetzungen beeinflussten nicht nur die Politik, sondern auch das alltägliche Leben der Menschen. Zusätzlich litten die Menschen in dieser Zeit unter schwankenden Bevölkerungszahlen und verheerenden Hungersnöten, die das Bedürfnis nach Sicherheit und Beständigkeit verstärkten.

    St. Michaelis in Hildesheim, begonnen um 1000.

    In diesen unsicheren Zeiten suchten die Menschen Trost und Halt in ihrem Glauben und in den stabilen Kirchenbauten, die als Ausdruck der göttlichen Ordnung und als Rückzugsorte in Krisenzeiten dienten. Die romanischen Kirchen, oft als „Gottesburgen“ bezeichnet, waren massive Bauwerke mit dicken Mauern und kleinen Fenstern. Die Architektur zeichnete sich durch halbrunde Formen und Tonnengewölbe aus, die den Eindruck von Stabilität, Kraft und Dichte vermittelten. Die romanische Kunst und Architektur spiegelten somit nicht nur die religiösen Überzeugungen wider, sondern auch das kollektive Bedürfnis der Gesellschaft nach Sicherheit und einer festen Ordnung in einer Welt voller Unsicherheiten.

    Dom zu Speyer.
    Krypta im Dom zu Speyer.

    Mit der Romanik entstanden immer größere und beeindruckendere Kirchen, die es den Bildhauern ermöglichten, gewaltige und komplexe Skulpturen als Teil der Architektur zu schaffen. In der Regel waren die Auftraggeber die Kirche oder wohlhabende Stifter. Oft wurden biblische Geschichten in den Skulpturen dargestellt. Die Figuren entlang der zahlreichen Pilgerwege waren groß, aufregend und kräftig gestaltet. Sie sollten die Menschen, insbesondere die einfachen Gläubigen, zum Beten anregen.

    In die Kirchenskulpturen wurden auch groteske Figuren und Monster integriert, um die Menschen an die Hölle und die Gefahren des Bösen zu erinnern. Viele Teile der Kirchen wurden mit einfachen Mustern, Pflanzenmotiven sowie mit Figuren und Köpfen verziert. Die Skulpturen stehen oft starr und aufrecht, was zeigt, dass sie fest mit der Mauer verbunden sind.

    Relief, Benediktinerkloster St. Johann, Müstair, Schweiz.
    Versuchung Christi – Der Teufel, ein gewundenes Reptil auf seinem linken Bein,
    hat einen Stein in den Händen, Basilika St.-Andoche, Saulieu, Frankreich.
  • Frühchristentum

    Frühchristentum

    Im Frühchristentum, das etwa bis zum 10. Jahrhundert reicht, war die Kunst stark von den besonderen Herausforderungen und dem Glauben der frühen Christen geprägt. Während der Zeit der Verfolgung waren nur wenige Kunstwerke erhalten geblieben, da die Christen oft im Verborgenen lebten und ihre Glaubensüberzeugungen nicht offen ausleben konnten. Mit der Legalisierung des Christentums im Jahr 313 und der Erklärung zum römischen Staatsreligion im Jahr 380 erlebte die christliche Kunst jedoch einen Aufschwung.

    Die Kunst des Frühchristentums war weniger auf die weltliche Verherrlichung der Kaiser und des Staates ausgerichtet, sondern konzentrierte sich auf die spirituellen und jenseitigen Themen, die das Reich Gottes und das Paradies betrafen. Dies führte zu einer deutlichen Abkehr von den naturalistischen Darstellungen der Antike hin zu einer vereinfachten und stilisierten Formensprache. Perspektive und Hell-Dunkel-Malerei verschwanden weitgehend, und die Darstellung des Menschen wurde weniger realistisch. Stattdessen verwendeten Künstler Symbole, um tiefere religiöse Wahrheiten auszudrücken.

    „Guter Hirte“, Domitilla-Katakomben, Rom.
    Katakomben von San Sebastiano, Rom.

    In der Architektur der Frühchristlichen Zeit sind zunächst die mit Wandmalereien geschmückten Katakomben zu nennen, die als Rückzugsorte für die Gläubigen dienten. Später entstanden horizontal ausgerichtete Basiliken, die den Gläubigen als Orte der Versammlung und Anbetung dienten. Diese Kirchen waren oft mit farbenfrohen Marmorsäulen, Wandmalereien und Mosaiken geschmückt, die den Triumph des Christentums verherrlichten und die Gläubigen zum Allerheiligsten leiteten.

    Konstantinischen Basilika San Pietro in Vaticano, Querschnitt, Zeichnung von 1693.
    Grundriss einer frühchristlichen Basilika.

    Die Plastik dieser Zeit war vor allem in Form von Reliefkunst präsent, wobei Steinsarkophage mit christlichen Motiven ausgeschmückt wurden. Die Vollplastik, wie sie in der Antike üblich war, verschwand weitgehend, da der Fokus auf der Darstellung von spirituellen Themen lag.

    Steinsarkophag, Basilika San Vitale, Ravenna.

    In der Malerei fanden zunächst einfache Wandmalereien Anwendung, später auch Mosaike, um die Kirchenräume zu gestalten. Die Themen waren durchweg christlich, wobei die Künstler in der Darstellung darauf abzielten, das Wesentliche hervorzuheben und unwichtige Einzelheiten wegzulassen. Ausgeprägte Gesten verliehen den Figuren eine große Ausdruckskraft und ermöglichten es den Gläubigen, sich mit den dargestellten Szenen und Heiligen zu identifizieren. Diese Kunstform diente nicht nur der Verschönerung, sondern auch der Vermittlung von Glaubensinhalten und der Stärkung des Gemeinschaftsgefühls unter den Gläubigen.

    Auferweckung des Lazarus, Sant’Apollinare Nuovo, Ravenna, um 500.
  • Griechische Antike (ca. 8. – 1. Jh. v. Chr.)

    Griechische Antike (ca. 8. – 1. Jh. v. Chr.)

    Die Faszination für die griechische Antike ist zeitlos und tief in der menschlichen Geschichte verwurzelt. Diese Epoche, die zwischen dem 8. und 1. Jahrhundert v. Chr. blühte, steht nicht nur für grundlegende Entwicklungen in Philosophie, Wissenschaft und Demokratie, sondern auch für herausragende künstlerische und architektonische Leistungen.

    Die Griechen schufen eine Welt, in der der Mensch im Mittelpunkt stand, und ihre Kunst spiegelt dieses anthropozentrische Denken wider. Die Prinzipien der Demokratie, die in Athen formuliert wurden, legten den Grundstein für moderne politische Strukturen und beeinflussten die westliche Kunst und Wissenschaft über Jahrhunderte hinweg.

    Die Kunst der griechischen Antike ist ein bedeutendes Erbe, das uns lehrt, wie Ideale, gesellschaftliche Werte und die menschliche Vorstellungskraft miteinander verwoben sind. Sie lädt uns ein, über die Schönheit des menschlichen Körpers und die Suche nach Harmonie nachzudenken und bleibt ein inspirierendes Zeugnis einer Zivilisation, deren Einfluss bis heute nachhallt.

    Die archaische Phase (700 v. Chr. – 480 v. Chr.)

    Apoll von Tenea, Mitte 6. Jh. v. Chr.

    In der archaischen Phase dominierte die Aristokratie, deren Geschmack die Themen und stilistischen Merkmale der Kunst maßgeblich prägte. Ein zentrales Motiv dieser Zeit war der Kuros, ein stehender nackter Jüngling. Diese Darstellungen zeigen den Menschen im Mittelpunkt, wobei der Kuros ein ideales Körperbild verkörpert. Er zeichnet sich durch hohe, lauftüchtige Beine, kräftige Oberschenkel, schmale Hüften und eine breit gewölbte Brust aus. Seine sehnigen, straffen Arme und die jugendliche Schlankheit strahlen archaische Strenge aus und vermitteln Selbstbewusstsein, Spannung und Energie.

    Die Figuren dieser Zeit sind stark von der ägyptischen Plastik beeinflusst, was sich in der Frontalität, der starren Haltung und den geballten Fäusten zeigt. Die Statuen waren normalerweise vollplastisch gestaltet, das heißt, sie waren nirgends befestigt (z. B. nicht mehr an einer Rückenplatte), also freistehend und von allen Seiten bearbeitet.

    Kouros von Anavyssos (Kroisos-Kouros), ca. 530 v. Chr.

    Trotz der strengen Frontalität und der unbewegten Gesichtsausdrücke, die zum Ausgleich oft durch ein archaisches Lächeln belebt werden, strahlen die Skulpturen eine gewisse Ruhe und Beherrschung aus.

    Neben den männlichen Figuren wurden auch bekleidete Mädchen, die sogenannten Koren, dargestellt. Diese Figuren haben oft einen säulenartigen Aufbau und tragen stoffreiche, drapierte Gewänder sowie sorgfältig frisierte Haare mit Kopfschmuck.

    Akropolis in Athen, Erechtheion, Tempel in ionischem Baustil. Korenhalle, Koren, 420-406 v.Chr.

    Klassik (ca. 480-300 v. Chr.)

    Die Klassik markiert eine Zeit des ersten Gemeinschaftsgefühls unter den Griechen, das sich unter anderem in der Schaffung der Olympischen Spiele ausdrückte. Im 5. Jahrhundert v. Chr. entwickelte sich vor allem in Athen die Idee der Demokratie. Während der Perserkriege (492-449 v. Chr.) bewiesen die griechischen Stadtstaaten (Poleis) ihre Stärke und festigten ihre kulturelle Identität, die sich in der klassischen Form der Kunst widerspiegelt.

    Polyklet, Der Doryphoros (Speerträger), um 450-440 v. Chr.
    Römische Marmorkopie der griech. Bronzestatue, 212 cm.

    In dieser Zeit stehen der Athlet und der schöne, kraftvolle Mensch im Mittelpunkt der Darstellungen. Der Anthropozentrismus zeigt sich auch im Tempelbau und in der Kunst. Die Bewegung des menschlichen Körpers wird eindrucksvoll erfasst, und das archaische Lächeln wird überflüssig, da die Figuren lebendig und dynamisch wirken.

    Das Ideal des Menschen vereint Körper und Geist: Ein ideal geformtes Antlitz steht für Bildung und Harmonie. Die Griechen strebten nach einem Gleichgewicht der Kräfte, was sich in der Darstellung von Ruhe und Bewegung zeigt. Der Kontrapost, eine Technik, die den Wechsel von Standbein- und Spielbein-Haltung zeigt, wird in dieser Zeit perfektioniert.

    Achsensysteme im Vergleich

    Archaik (links): symmetrisches Achsensystem

    Klassik (rechts): Kontrapost

    Kontrapost (ital. contraposto = „gegeneinander Gesetztes“): Ausgleich der tragenden und lastenden, der ruhenden und treibenden Kräfte in einer Statue.

    Auf dem Standbein der Figur ruht die Last des Körpers, während das Spielbein frei beweglich nur leicht aufgestützt dargestellt wird.

    Dadurch ergeben sich: Schrägstellung des Beckens und entgegengesetzte Schrägstellung der Schultern, gespannter Arm, entspannter, herabhängender Arm; der Körper schwingt in einer leichten S-Kurve.

    Die Figuren wurden natürlicher dargestellt. Die Bildhauer betrachteten den Aufbau der Muskeln und die Form der Knochen unter der Haut; sie nutzten ihre Beobachtungen, um die Statuen lebensnäher, aber geschönt zu gestalten. Dies wird Idealisierung genannt.

    Ein herausragendes Beispiel dieser Phase ist die „Aphrodite von Knidos“, die erste nackte Großplastik einer Frau, die die Schönheit und Anmut des menschlichen Körpers auf beeindruckende Weise darstellt.

    Hellenismus (300 – 30 v. Chr.)

    Mit dem Sturz der Tyrannis und dem Niedergang der Demokratie begann die Hellenistische Zeit, die von Wandel und Uneinigkeit geprägt war. Das Weltreich Alexander des Großen führte zu einer Ausdehnung der hellenistischen Kultur und zu Monarchien, die oft auf Militärmacht basierten. Die Feldzüge Alexanders verbreiteten die griechische Kunst weit über die ursprünglichen Grenzen hinaus.

    Obwohl das klassische Menschenbild weiterhin als Vorbild diente, erlebte die Kunst eine Variation und Erweiterung. Die Darstellungen wurden gekennzeichnet durch Theatralik und Pathos. Ausgreifende Gesten und bewegte Gesichtsausdrücke prägten die Werke dieser Zeit. Die Szenen wurden oft nach größtmöglicher Spannung ausgewählt, und mehrere Körper wurden als Gruppen zu einer Einheit verbunden.

    Laokoon und seine Söhne, um 100 v. Chr.
    Römische Marmorkopie, 242 cm. Vatikan, Rom.

    Ein bemerkenswerter Aspekt der hellenistischen Kunst ist die Darstellung von Alltagsszenen, die auch Kinder, alte und sogar hässliche Menschen umfassen. Diese hellenistische Genrekunst zeigt eine spöttische Sichtweise und bricht mit dem Ideal des vergöttlichten Menschen, indem sie das Persönliche und Zufällige in den Vordergrund rückt.

    Laokoon und seine Söhne [Detail], um 100 v. Chr.

    Der Niedergang des griechischen Reiches führte dazu, dass viele Originale der griechischen Kunst zerstört wurden, sei es durch den Verfall der Zeit, Zerstörungen durch Kriege, Eroberungen und Vandalismus oder das aufkommende Christentum. Heute kennen wir die Kunst der Griechen hauptsächlich durch die Kopien, die von den Römern angefertigt wurden.

    Die Kunst der griechischen Antike ist nicht nur ein Spiegelbild ihrer Zeit, sondern auch ein bedeutendes Erbe, das bis heute in verschiedenen Formen bewundert wird. Sie verkörpert die Entwicklung von Idealen wie Schönheit, Harmonie und Maß, die auch in der modernen Welt weiterhin an Bedeutung gewinnen. Diese Kunstwerke reflektieren die gesellschaftlichen Werte der Antike, die den Menschen und seine Fähigkeiten in den Mittelpunkt stellten, und sie illustrieren die Suche nach Wissen und Wahrheit, die die Philosophie und Wissenschaft dieser Zeit prägten.